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Enid Blytons "5 Freunde" - Bücher

Text. Jörg Bohn / VG Wort Wissenschaft
Erstveröffentlichung "Trödler Kompakt" 05/2005
Die Nutzung von Text und Fotos zu kommerziellen Zwecken bedarf, auch in Auszügen, der ausdrücklichen Genehmigung!

 
"Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen als meinen. Mit meinen Büchern mache ich Jungen und Mädchen aller Altersstufen Freude und gewinne damit ihr Vertrauen, ihre Freunschaft und Zuneigung", beschreibt Enid Blyton in der 1969 in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Die Geschichte meines Lebens" erschienenen Autobiographie ihre schriftstellerische Tätigkeit.
Nahezu 700 Bücher verfasst sie im Laufe ihres Lebens und gilt bis zum Erscheinen von Joanne K. Rowlings Harry-Potter-Büchern als meistgelesene und -übersetzte Jugendbuchautorin der Welt.
Am 11.August 1897 als ältestes von drei Kindern in London geboren und aus einer musisch veranlagten Familie stammend, scheint der Heranwachsenden auf Bestreben der Eltern eine Laufbahn als Musikerin vorherbestimmt, doch Enids Vorsatz, Schriftstellerin zu werden steht schon fest, als sie lesen lernt.
Bereits in jungen Jahren beginnt sie mit dem Schreiben, Themen sind ihrer Phantasie entsprungene Geschichten. "Wenn ich abends ins Bett ging, lag ich ganz still und wartete auf meine Gedanken...die nicht von meinem Willen abhingen, sondern mich einfach überfielen."
Der Umgang mit Sprache bereitet ihr große Freude, sie bringt ihre allabendlichen fiktiven Erlebnisse zu Papier und beginnt darüber hinaus noch mit der Niederschrift von Gedichten und einem Roman.
Um ihren Traum vom Schriftstellerinnendasein verwirklichen zu können, schickt sie ihre Aufzeichnungen an Verlage, Zeitungsredaktionen und Literaturwettbewerbe - mit niederschmetterndem Ergebnis : sämtliche ihrer über 500 eingesandten Arbeiten werden abgewiesen. "Tag für Tag kamen Manuskripte zurück und rutschten mit einem dumpfen Aufschlag, den ich nur zu gut im Ohr hatte, durch den Briefschlitz auf den Boden", erinnert sie sich im Rückblick.
 
   
     
 
Sie fügt sich schließlich dem Willen der Eltern und beginnt 1915 die Ausbildung an einer Musikschule. Als sie jedoch nur ein Jahr später erste Erfahrungen in der Betreuung von Kindern sammelt und ihr in diesem Zusammenhang viel Anerkennung widerfährt, verläßt sie, sehr zum Mißfallen der inzwischen geschiedenen Eltern die Schule, um Erzieherin zu werden.
Dies führt schließlich zum endgültigen Bruch mit ihrer Mutter, der sie bis zu deren Tod nur noch einmal begegnet und belastet auch das Verhältnis zum Vater, mit welchem sie aber weiterhin in Kontakt bleibt.
Nach erfolgreichem Abschluß ihrer Ausbildung unterrichtet sie 1918 als Grund- und Privatschullehrerin und kann so, nach eigenen Worten "täglich mit Kindern zusammen sein, sie reden hören, sie beim Spielen beobachten, genau herausfinden, was ihnen gefällt und missfällt, wovor sie sich fürchten und was sie sich wünschen."
Sie liest den Kindern ihre Geschichten vor, beobachtet und analysiert deren Reaktionen. "Aus ihnen schließt sie, daß Jungen Geschichten über Tapferkeit und Treue mögen und Mädchen gerne Geschichten über Feen und Zauberer hören. Beide aber mögen Geschichten über Abenteuer und Tiere, die auch komische Elemente enthalten", faßt ihre Biographin Barbara Stoney zusammen.
So konzentriert sich Enid Blyton in der Folge auf das Schreiben von Literatur für Kinder und Jugendliche. Sie verzeichnet erste Erfolge mit Veröffentlichungen in Zeitschriften und 1922 erscheint ihr erstes Buch unter dem Titel "Child Whispers".
 
Band 1: "5 Freunde erforschen die Schatzinsel" - Band 2: "5 Freunde auf neuen Abenteuern" - Band 3: "5 Freunde auf geheimnisvollen Spuren"


 Im Alter von 26 Jahren lernt sie den noch verheirateten ehemaligen Offizier und nun im Verlagswesen tätigen Hugh Pollock kennen, welchen sie nach dessen Scheidung 1924 ehelicht. Sie gibt ihre Lehrtätigkeit zugunsten der Hausfrauenrolle auf, arbeitet dennoch weiterhin an ihrer schriftstellerischen Karriere, die sie auch nach der Geburt der Töchter Gillian und Imogen in den Jahren 1931 bzw. 1935 nicht aufgeben mag.

Der Spagat zwischen Erfüllung familiärer Pflichten und dem Leben als zunehmend populäre Autorin bereitet Blyton jedoch Probleme, die sich auch mit Hilfe von Hausangestellten und Kindermädchen nicht in den Griff bekommen lassen.
Nachden sich der bis dahin in die "Rolle des Prinzgemahls einer erfolgreichen Schriftstellerin" (Almut Prieger / Das Werk Enid Blytons) fügende und mit Alkoholproblemen kämpfende Pollock im zweiten Weltkrieg als Freiwilliger meldet, lernen beide in der Zeit der Trennung neue Partner kennen.
Diese zweite Ehe mit dem zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens ebenfalls verheirateten Londoner Chirurgen Kenneth Darell Water hält dann bis zu dessen Tod im Jahr 1967.
Ein Jahr später stirbt auch Enid Blyton, die sich in ihren letzten Lebensjahren mit einem rapiden Nachlassen ihrer geistigen Fähigkeiten konfrontiert sah, 71-jährig in einem Pflegeheim.
Besonders große Erfolge feierte und feiert Blyton mit ihren Serien. Wenn man als Definition für den Begriff Serie ein Buch mit mindestens zwei Fortsetzungen zugrunde legt, hat sie derer allein 27 verschiedene verfaßt.
Als in Deutschland erfolgreichste seien an dieser Stelle "Dolly" (6 Bände), "Hanni und Nanni" (6 Bände) sowie die "5 Freunde" (21 Bände) genannt, deren Umfang nach dem Tod der Schriftstellerin durch weitere, von anderen Autoren verfasste und unter dem eingetragenen Warenzeichen "Enid Blyton" veröffentlichte Fortsetzungen z.T. beträchtlich erweitert wurde.
Nachdem die englische Originalausgabe des ersten Fünf-Freunde-Abenteuers, "Five on a treasure island" 1942 bei Hodder & Stoughton in London erscheint, folgt 1953 im Stuttgarter Blüchert-Verlag unter dem Titel "5 Freunde erforschen die Schatzinsel" die erste Episode dieser Reihe in deutscher Übersetzung.
Protagonisten sind die Geschwister Julius, Richard und Anne sowie deren gemeinsame Cousine Georgina, die gerne ein Junge wäre und deshalb darauf besteht, ausschließlich Georg gerufen zu werden. Komplettiert wird die Gruppe schließlich durch den Hund Timotheus, kurz Tim genannt, "eine große, braune Promenadenmischung mit einem unwahrscheinlich langen Schwanz und einem so großen, breiten Maul, daß es aussah, als ob der Hund lachte."
 
Band 4: "5 Freund auf Schmugglerjagd" - Band 5: "5 Freunde beim Wanderzirkus" - Band 6: "5 Freunde auf der Felseninsel"

 

Will man den Versuch unternehmen, Inhalt, Aufbau und Hintergründe dieser Buchreihe etwas näher zu beschreiben, wird man bei entsprechender Recherche sehr bald feststellen daß die Werke Enid Blytons ihre Leser von Beginn an in starkem Maße  polarisiert haben : auf der einen Seite steht der begeisterte Zuspruch ihrer zumeist jugendlichen Anhängerschar, auf der anderen die vernichtenden Urteile von Literaturkritikern und Pädagogen...

 Dabei ist das Strickmuster der Geschichten ebenso simpel wie erfolgreich:die fünf Freunde verbringen gemeinsam ihre Schulferien und gehen wandern, machen eine Fahrradtour, einen Ausflug mit Wohnwagen oder liegen einfach nur am Strand.Durch einen Zufall entdecken sie entweder einen geheimen Gang, eine Schatzkarte samt Schatz oder verstecktes Diebesgut. Sie befreien Entführte und decken auf, wer Georgs Vater, einem berühmten Wissenschaftler, geheime Forschungsunterlagen gestohlen hat.

Bösewichter tauchen auf, bedrohen die Kinder und werden von diesen durch Mut, List, Teamwork und Klugheit und/oder  mit Hilfe des Hundes Tim zur Strecke gebracht. Die daraufhin informierte Polizei braucht die in der Regel bereits überwältigten Halunken nur noch "einzusammeln". Und "bestimmt werden unsere fünf Freunde noch weitere Abenteuer erleben. Ganz bestimmt."

Aufgrund des immer gleichen Handlungsschemas für die Analysten triviale Schablonenliteratur, aus dem selben Grund hingegen für das Gros der Leser das Eintauchen in eine ihnen bekannte und vertraute Welt. Denn besonders für Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren, dem typischen Lesesalter für Blyton-Bücher, nimmt das Dazugehören und Akzeptiertwerden in einer Gruppe Gleichaltriger einen enorm hohen Stellenwert ein.
Die einerseits von Kritikern bemängelte unzureichende Charakterisierung und Ausarbeitung der Blytonschen Romanfiguren macht es andererseits dem Leser leicht, sich mit einem der Kinder zu identifizieren und seine persönlichen Eigenschaften auf einen der recht oberflächlich und konturenlos gezeichneten Freunde zu projizieren:
Julius ist mit 12 Jahren der älteste der Gruppe und durch seine natürliche Autorität auch deren Anführer ("Nun, da gibt es nur eine Möglichkeit, entschied Julius") , sein 11-jähriger Bruder Richard dagegen die von der Autorin vielleicht am wenigsten entwickelte Figur, immerhin obliegt ihm aber die Entscheidungsgewalt innerhalb der Gruppe in Julius' Abwesenheit. Beider Schwester Anne, mit 10 Jahren die Jüngste im Bunde, vereint nahezu alle geläufigen weiblichen Rollenklischees in einer Person ("Soll ich das Geschirr am Fluß spülen oder in dem kleinen Ausguß?" fragte Anne."Ich weiß nicht, was schöner wäre.") und allein Georgina alias Georg verkörpert, als eine der wenigen Ausnahmen überhaupt in Blytons Gesamtwerk, eine greifbare Figur mit Ecken und Kanten.
Kontaktarm aufgewachsen lebt sie mit ihrem Hund in ihrer eigenen kleinen Welt, wird widerwillig von den drei anderen Kindern aus ihrer Isolation herausgerissen und hat daher zu Beginn der gemeisamen Aktivitäten auch massivste Integrationsprobleme. Ferner haßt sie es, "ein Mädchen zu sein, und alle müssen sie Georg nennen, als wenn sie ein Junge wäre." ("Wie kann man sich nur um schöne Kleider kümmern", sagte Georg mit verächtlicher Stimme."Und gar Puppen!").
Sie bildet einen Gegenpol zum bieder-ängstlichen "Hausmütterchen" Anne und begehrt dadurch auf gegen das in den Büchern sonst übliche weibliche Degradiertwerden zum Abwaschen und Putzen.
Liest man eine ausführliche Lebensgeschichte von Enid Blyton, kann man zu der Vermutung kommen, daß sie in der fiktiven Figur der Georg durchaus eigene Kindheitserlebnisse verarbeitet haben könnte, ihre Biographin Stoney belegt diese Annahme zudem anhand diverser plausibel erscheinender Textbeispiele.
 
 Band 7: "5 Freunde im Zeltlager" - Band 8: "5 Freunde geraten in Schwierigkeiten" - Band 9: "5 Freunde helfen ihrem Kameraden"


Lang ist die Liste handwerklicher und inhaltlicher Mängel, die aufzuführen Blytons Gegner nicht müde werden. Seinen Ursprung findet dies häufig in einer gewissen "Pädagogen-Paranoia" und der daraus resultierenden Befürchtung, daß die Entwicklung des jungen Lesers Schaden nehmen könnte, wenn er mit unrealistischen Darstellungen, unlogischen Handlungen und noch dazu Defiziten auf grammatikalischer Ebene konfrontiert wird.

Gerade die Blyton oft vorgeworfene Schwarz-Weiß Malerei ihrer Figuren in Gut und Böse ohne Abstufungen oder Möglichkeit einer Veränderung im weiteren Verlauf einer Geschichte machen sich manche Experten (oder die sich dafür halten) allerdings selber zu eigen, wenn sie alles, was auch nur den leisesten Hauch einer sozialkritischen Aussage offenbart, nahezu zwanghaft als wertvoll einstufen und Trivialliteratur grundsätzlich verdammen.
Vielleicht führt sogar gerade eine gewisse Überfrachtung der Jugendliteratur mit Anspruch und Aufarbeitung von Problemen dazu, daß sich nach wie vor eine Vielzahl von Lesern der Anziehungskraft dieser so simpel konstruierten "5 Freunde" - Bände nicht entziehen kann.
Oftmals im Blickpunkt der Kritik ist die von Blyton beschriebene Rollenverteilung der Geschlechter. Aber das Frauenbild in den "5 Freunden" ist nicht als grundsätzlich frauenfeindlich einzustufen, sondern schlicht und einfach als veraltet, schließlich entstanden die ersten Bände bereits Anfang der 40er Jahre. Und so wird sich heutzutage hoffentlich niemand mehr ernstlich erregen, sondern es im Gegenteil vielleicht als ungewollt belustigend empfinden, wenn z.B. Georgs Mutter Fanny äußert, daß ihr Mann Quentin nie über seine Arbeit spricht - "außer mit seinen Kollegen natürlich" oder zum selben Thema ausruft: "Fragt mich nicht. Das geht über meinen Verstand".
Sicher gibt es bei Blyton generell und in dieser Abenteuerreihe speziell auch einige Textpassagen, die wirklich nicht widerspruchslos hingenommen werden sollten.
 
Band 10: "5 Freunde auf großer Fahrt" - Band 11: " 5 Freunde und ein Zigeunermädchen" - Band 12: "5 Freunde verfolgen die Strandräuber"
 
 
Oftmals, besonders wenn Angehörige von Randgruppen und Minderheiten auftauchen, wird es unerträglich und obwohl viele dieser Stellen in den deutschen Übersetzungen abgeschwächt oder gänzlich eliminiert wurden, existieren derer leider immer noch mehr als genug (Zirkusleute sind "sorglos und schmutzig, großzügig und unüberlegt und vor allen Dingen faul", "Oh, sind die hübsch, wie Zigeunerwagen, nur sauberer", Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen, Seite 25 bzw. 129).
Überhaupt sind die bisweilen eher Nacherzählungen gleichenden, denn sich am Text orientierenden Übertragungen vom Englischen ins Deutsche ein Kapitel für sich.
Die Eindeutschung von Personen (im Original heißen die Freunde Julian, Dick, Anne und Geogina alias George) und besonders die von Ortsnamen mag noch im üblichen Rahmen vonstatten gehen und dem Lesefluß des der englischen Sprache nicht mächtigen Lesers durchaus zuträglich sein. Darüber hinaus gibt es aber diverse Internet- Foren, innerhalb welcher Blyton-Adepten versuchen, sich mit dem Auffinden haarsträubender Übersetzungsstellen gegenseitig zu übertrumpfen.
In der Tat wird es wohl für immer ein Geheimnis des Theodor Storm-Experten und Übersetzers der ersten 7 Bände, Dr. Werner Lincke bleiben, warum er z.B. die Eis essende Georg statt wie im Original vorgegeben  "Ooooh - the lovliest one I've ever tastet!" said George nibbling at it. (nibble=knabbern / Anm. der Autoren) in seiner Übertragung  so beschreibt: "Oh, es ist das herrlichste Eis, das ich je gekostet habe", sagte Georg und fuhr mit ihrer kleinen, rosigen Zunge rund um die Stange.
Zudem wird manch Kenner der englischen Urfassung mit zunehmender Lesedauer von dem Gefühl beschlichen, daß Dr. Lincke das Ganze als schnöde Auftragsarbeit abhandelt, im Grunde aber niemals wirklichen Zugang zur Stimmung des Originals findet.
Die, vorsichtig formuliert, ungewöhnlichste "Übersetzung" gelingt Beatrice Schott in "5 Freunde und der Zauberer Wu". George und Dick (Richard) heißen hier Schorschi (!) und Ricki, aus dem Jungen "Tinker" und seinem Affen "Mischief"  werden in der deutschen Bearbeitung von Marita Moshammer-Lohrer in dem Band "5 Freunde auf dem Leuchtturm" zuerst "Brummer und Schelm", als die beiden jedoch im "Zauberer Wu" abermals auftauchen, heißen sie bei Beatrice Schott "Quimbo und Schlawuzzi"... Ausrufe wie "Herrschaftspopperl, Zuckernockerl!" geben diesem Abenteuer einen österreichischen Anstrich und spalten die Fangemeinde: zutiefst verärgert die einen, in höchstem Maße belustigt ob der unfreiwilligen  Komik die anderen...
 
 Band 13: "5 Freunde im Nebel" - Band 14: "5 Freunde jagen die Entführer" - Band 15: "5 Freunde wittern ein Geheimnis"
 
 
Die Übersetzer sind allerdings nicht allein für alle Ungereimtheiten verantwortlich zu machen, da Vielschreiberin Enid Blyton, die für die Fertigstellung eines "5 Freunde"-Bandes manchmal lediglich 3-4 Tage benötigte und oftmals an verschiedenen Büchern gleichzeitig arbeitete, auch bisweilen selber den Überblick verlor.
So werden in den ersten Folgen der Bände die Väter der Kinder als Brüder vorgestellt, in "5 Freunde geraten in Schwierigkeiten" sind dann aber unversehens deren Mütter Schwestern... Zwar schließt das eine das andere nicht kategorisch aus, ist hier aber höchstwahrscheinlich doch eher das Resultat einer auch an diversen anderen Stellen zu konstatierenden Nachlässigkeit.
Bezüglich der altersmäßigen Entwicklung der Freunde gebietet sie jedoch noch rechtzeitig Einhalt: entsprechen die Datierungen in den Bänden 1 (10-12 Jahre), 3 (11-13) und 6 (14-16) noch in etwa den realen Intervallen des Erscheinens neuer Folgen, verzichtet die Autorin hiernach auf konkrete Angaben - vielleicht weil sie ahnt, daß aufgrund des großen Erfolges noch viele Fortsetzungen zu erwarten sind und die Protagonisten bei konsequenter Weiterführung letztendlich in Band 21 bereits 30-32 Jahre alt sein müßten...
Auch im Hinblick auf ein anderes Thema, welches sich wie ein roter Faden durch alle Abenteuer zieht, zeigt sich Blyton in höchstem Maße konzentriert:
zu keinem Zeitpunkt vergißt sie zu erwähnen, daß die Kinder jederzeit genug zu essen haben. Ob kalter Braten, Schinken, Bohnen oder "etwas Zunge", ob Kirschkuchen, Schokoladenpudding oder die zusätzlich als Durstlöscher fungierenden allgegenwärtigen reifen Pflaumen, niemals kommt es auch nur ansatzweise zu einem drohenden Mangel an Lebensmitteln - im Gegenteil nehmen Schilderungen über Art, Weise und Zusammensetzung der Nahrungsaufnahme unverhältnismäßig großen Raum ein und werden bisweilen auf die Spitze getrieben. So sind die fünf Freunde in "wittern ein Geheimnis" den "wahrscheinlich jetzt in einem Auto davonrasenden" Entführern des Jungen Gustav auf der Spur, bis Georg feststellt, daß "wir schon stundenlang auf sind und noch gar nicht gefrühstückt haben."  Ihre Befürchtung, gleich vor Hunger zu sterben, kann Richard allerdings umgehend entkräften: "Wir werden jetzt eine Essenspause einlegen. Zehn Minuten Verspätung machen nicht viel aus."
Und als Georg in "5 Freunde helfen ihrem Kameraden"  selber Opfer einer Entführung wird, beginnt die unter Zeitdruck ablaufende Suchaktion ihrer Gefährten selbstverständlich mit der wichtigsten aller Fragen: "Hast du das Essen mitgenommen...? Ich sehe es nämlich nirgends."
"Die größte Gefahr überhaupt scheinen weniger die greifbaren Bösewichter zu verkörpern, als vielmehr die diffuse...Angst der Unversorgtheit", stellt Almut Prieger fest und kleidet im weiteren eine latente Botschaft Blytons in Worte: "Seht her, so schlimm kann es nicht sein, essen können sie ja immer noch."
Darüber hinaus spielt sicherlich auch die Entstehungszeit (ab 1942) der ersten Bände dieser Abenteuerserie eine nicht unerhebliche Rolle für den Umfang, welche die Schilderungen über Frühstück, Mittagessen, "Tea" (in den Übersetzungen natürlich "Kaffee trinken") und Abendbrot einnehmen. Sicherlich war die Versorgungslage in England während der letzten Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre im allgemeinen nicht so angespannt wie beispielsweise in Deutschland, dennoch wird es ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit und Zuversicht vermittelt haben, von Kindern zu lesen, die immer und überall reichlichst zu essen haben.
Also denn: "Nur gut, daß wir die vielen Konserven haben. Ein Abenteuer ohne gutes Essen wäre einfach entsetzlich."

 

 Band 16: "5 Freunde als Retter in der Not" - Band 17: "5 Freunde im alten Turm" - Band 18: "5 Freunde im Burgverlies"

 

Viele Versuche sind unternommen worden, dem unglaublichen Erfolg der Bücher Blytons auf die Spur zu kommen, auch und sogar besonders von Autoren, die versucht haben, mit ähnlich konstruierten Geschichten ihre eigenen Verkaufszahlen zu steigern - in der Regel mit recht bescheidenem Ergebnis. Mögen die Handlungen noch so simpel gestrickt sein, lassen sie sich scheinbar dennoch  nicht beliebig reproduzieren. Blytons Tochter Gillian Baverstock vermutet, daß ihre Mutter "in vielen Büchern das Leben so darstellte, wie sie es selber gerne als Kind gehabt hätte". In Verbindung mit der Annahme, daß sie sich auch als Erwachsene noch einen Teil kindlicher Naivität bewahrt hat (es fällt schwer, sich die Autorin nach eingehenderer Beschäftigung mit ihrer Vita als berechnend vorzustellen) und sozusagen als "erwachsenes Kind" für Kinder schreibt und deren Sprache spricht, ist zumindest der Ansatzpunkt einer Erklärung gegeben.

Neben Ausdrucksweise und Inhalt der Bücher spielen sicher auch einfache Mechanismen des Büchermarktes eine Rolle. Sobald ein Produkt erst einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat, wird es oft bereits allein aufgrund dieser Popularität zum kommerziellen Selbstläufer. (In Hinsicht auf die deutschen Bestsellerlisten belegen dieses Phänomen gerade einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Allerdings hinkt der Vergleich ein wenig, da Blytons Bücher trotz aller offensichtlichen Mängel immer noch ein wesentlich höheres stilistisches und auch inhaltliches Niveau zu bieten haben als die unsäglichen Lebenserinnerungen irgendwelcher Möchtegernstars...) Hinzu kommt die Erscheinungsform als Serie: Wem bekannt ist, daß ein Kind Bücher einer bestimmten Reihe gerne liest, ist als Schenkender mit dem Kauf des aktuellen Bandes gewiß auf der sicheren Seite.

Die 21 Originalausgaben erscheinen zwischen 1942 und 1963 im Jahresrythmus beim Londoner Verlag Hodder & Stoughton, 21 deutsche Bearbeitungen folgen von 1953 bis 1966 und werden jeweils als deutsche Erstausgaben im Stuttgarter Blüchert-Verlag veröffentlicht.
In den ersten Auflagen werden die Bände 1-4  mit einem Ganzleineneinband und Schutzumschlag ausgestattet, die Innenillustrationen von Eileen A. Soper sind identisch mit den Originalen und auch die Umschlagzeichnungen von C. Benedek sind dem englischen Vorbild nachempfunden. Der Titelentwurf zu Band 5 stammt von dem 1918 geborenen deutschen Grafiker und Schriftentwerfer Friedrich Karl Sallwey, dessen Name im Buchindex fälschlich mit "Gallwey" angegeben wird.
Bemerkenswert sind die Buchrücken, welche  nach einer Idee Blytons mit einem thematisch zur jeweiligen Geschichte passenden Bild sowie der faksimilierten Unterschrift der Autorin versehen werden. Sie verspricht sich dadurch zurecht eine größere Auffälligkeit ihrer Produkte innerhalb der Händlerregale.
Später versucht man das Erscheinungsbild der Abenteuerreihe bei Blüchert durch  Titelzeichnungen von Nikolaus Plump auf Buchdeckeln und Schutzumschlägen zu modernisieren. Die Illustrationen von Soper werden beibehalten, allerdings fallen die auf die entsprechenden Textstellen hinweisenden Untertitel der Bilder in der Neuauflage weg. Darüber hinaus gibt es zeitgleich eine Lizenzausgabe von Bertelsmann, die sich lediglich durch eine andere Farbgebung der Leinenrücken und natürlich den Verlagsnamen unterscheidet
Die aus den letzten beiden Ziffern gebildete Zahl innerhalb der Archiv-Nummer auf Seite 4 unten ist bei den Blüchert-Bänden im übrigen identisch mit dem Erscheinungsjahr des jeweiligen Buches, die Bertelsmann-Ausgaben lassen sich hingegen nicht datieren. Hilfreich sind, sofern vorhanden, handschriftliche Widmungen, welch eine Jahreszahl beinhalten.
 
 Band 19: "5 Freunde auf dem Leuchtturm" - Band 20: "5 Freunde machen eine Entdeckung" - Band 21: "5 Freunde und der Zauberer Wu"
 
 
Ab Ende der 60er Jahre wird die Fünf-Freunde Serie dann hauptsächlich von Bertelsmann auf den Markt geworfen, zeitgleich erscheinen  Ausgaben diverser Buchklubs und des Hamburger Mosaik-Verlages.
Es gibt sowohl Bertelsmann-Bücher mit glattem, glänzendem Einband als auch welche aus rauhem, strukturiertem Material. Die Illustrationen von Eileen A.Soper werden teilweise durch die äußerst gewöhnungsbedürftigen Zeichnungen von Wolfgang Hennecke ersetzt, deren künstlerische Bewertung uns nicht ansteht, mit denen aber wiederum ein weiteres Stück des ursprünglichen "typisch englischen" Charmes der Originale abhanden kommt. Zudem werden die Titelzeichnungen von Nikolaus Plump ganz im Stil der Zeit mit neuen, kräftigeren Farben zugunsten einer plakativeren Wirkung hinterlegt.
Eine exakte zeitliche Einordnung der verschiedenen Änderungen vorzunehmen ist kaum möglich, da offenbar unterschiedliche Ausstattungen paralell vertrieben wurden.
Auch der Umstand, daß die Numerierung der englischen und deutschen Ausgaben lediglich bis Band 10 identisch ist und danach scheinbar willkürlich auseinander geht, kann als weiteres Indiz für die Vermutung angeführt werden, daß den Verlagen möglichst hohe Auflagenzahlen augenscheinlich wichtiger waren denn behutsame Bearbeitungen.
Als Besonderheit sei noch ein wohl 1955 bei Blüchert erschienenes  und recht selten aufzufindendes Taschenbuch (Titelgestaltung wiederum von F.K.Sallwey) des ersten Fünf-Freunde-Abenteuers aufgeführt, welches durch einen Nachsatz des Verlegers recht interessante Einblicke in die alltäglichen Lebensumstände der 50er Jahre gewährt:
"Und nun ein Wink für euch! Wir wissen, daß DM 5,80 viel Geld für viele von euch sind. Ihr werdet euch deshalb nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag einen Band wünschen können...Deshalb verrate ich euch, daß unsere Enid-Blyton-Bücher auch in Leihbüchereien geführt werden. Geht also dort hin, dann werdet ihr weitere Erlebnisse der fünf Freunde lesen können...".
Da nach dem Tode der Schriftstellerin das Interesse der Leserschar an Fortsetzungen ungebrochen war und die weiteren der veröffentlichten Folgen, wie bereits erwähnt von Auftragsschreibern, sogenannten Ghostwritern verfasst wurden, fällt es schwer, die exakte Zahl sämtlicher Abenteuer festzulegen, häufig ist jedoch von 41 die Rede.
Von Blyton selber stammen derer 21, wurden aber 1997 anläßlich ihres 100. Geburtstages durch den Titel "5 Freunde meistern jede Gefahr" ergänzt, in welchem acht in englischen Magazinen Ende der 50er Jahre erschienene Kurzgeschichten zu einem Buch zusammengefaßt wurden.
Innerhalb der in sehr unterschiedlicher, oft fragwürdiger Qualität verfassten Erzeugnisse der Ghostwriter seien noch die beiden sogenannten "Geisterbände", die höchstwahrscheinlich aus der Feder von Brigitte Blobel stammenden Folgen "5 Freunde auf der verbotenen Insel" und "5 Freunde und der blaue Diamant" erwähnt, deren Erscheinen aufgrund von Rechtsstreitigkeiten mit dem englischen Lizenzgeber recht bald eingestellt wurde und die daher nur in vergleichsweise geringen Stückzahlen gedruckt wurden. Dies führte dazu, daß bei Internetauktionen anfänglich Spitzenpreise jenseits der 100 Euro Grenze für guterhaltene Exemplare erzielt wurden. Mittlerweile hat sich der durchschnittliche Erlös allerdings bei ca. 25 Euro pro Band eingepegelt.

 

"Rätsel um die Falschmünzer", "Geisterbände": "5 Freunde auf der verbotenen Insel", "5 Freunde und der blaue Diamant"

 

Neben den Buchausgaben gibt es die Abenteuer zudem noch als Hörspiele, gesprochen von den Synchronsprechern einer für das Fernsehen produzierten Serienverfilmung.Während die anfänglich bei Polydor erschienenen Audio-Versionen  lediglich die Filmdialoge wiedergeben, macht man sich bei Europa mehr Mühe und bringt ab 1978 die Geschichten durch einen erläuternden Erzähler in eine auch für Nichtkenner der Fernsehversion verständliche Form.

Recht selten zu finden ist eine Club-Sonderauflage von Ariola, deren Cover den Illustrationen der Buchumschläge von Nikolaus Plump entsprechen und besonders gesucht ist weiterhin eine auf Video-Kassette überspielte Kopie des schwarz/weißen Pilotfilms einer 1957 in England gedrehten und von Frank Wells produzierten Fernsehserie.
Darüber hinaus konnte und kann der Fan natürlich auch das komplette Merchandising-Programm in Form von Kartenspielen, Schlüsselanhängern, Spielfiguren, PC-Spielen und diversen anderen Produkten erwerben...
Stets hielt Enid Blyton den Kontakt zu ihrem jungen Publikum, sei es über die von ihr ins Leben gerufenen "Famous-Five-Clubs", deren Mitglieder sie erfolgreich und mit allerbestem Beispiel vorangehend zu sozialem Engagement aufrief oder durch Lesungen, innerhalb welcher sie Kinder nach deren Wünschen bezüglich weiterer Geschichten befragte.
"Ich notiere alles", schreibt sie in ihrer Autobiographie, "und blicke schließlich seufzend auf die lange Liste."Kinder, ihr müßt doch einsehen, daß ich nicht jeden Wunsch erfüllen kann. Aber ich verspreche euch für dieses Jahr das Buch - und das - und das auch noch. Nein, mehr werden es auf keinen Fall. Wollt ihr denn, daß ich Tag und Nacht ohne zu schlafen für euch arbeite?" "
Und unerbittlich schreien die Kinder im Chor: "Jaaa!"    

     
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